Kalte Hände und Gesichter gehören irgendwie dazu zum jährlichen Weg der Erinnerung an den 9. November 1938. Trotzdem war auch in diesem Jahr das Wetter der etwas anderen Fahrradtour durch Dresden wieder gewogen. Nachdem der morgendliche Novembernebel sich verzogen hatte, wurden bei strahlendem Sonnenschein und klarem Himmel wieder sechs bekannte Gebäude Dresdens zu Orten der Erinnerung an jüdisches Leben unter dem Nationalsozialismus. Die katholischen Religionsschüler unserer 10. Klassen gestalteten unter der Anleitung von Frau Wenzel die erste Station an der Zionskirche auf der Nürnberger Straße.
Dort wurde deutlich, wie sehr die Leitung der sächsischen Landeskirche mit dem Nationalsozialismus verstrickt war. Nach dem Pogrom am 9. und 10. November 1938 sollte die Kirche ihren Namen ändern, da Zion ein Loblied auf die Heilige Stadt Jerusalem ist. Durch den massiven Widerstand des Pfarrers mit Kirchenvorstand und Gemeinde kam es nie dazu. Eine Lehre für uns alle: Gemeinsamer Widerstand gegen Unrecht lohnt sich! Nicht verhindert werden konnte, dass vielerorts jüdische Inschriften abgeschlagen und Gebete und Lieder neu formuliert wurden, damit das jüdische Erbe des Christentums in Begriffen wie "Bethlehem", "Jesaja", "Halleluja" und "Amen" nicht mehr aufleuchtet. "Die Sprache ist der Mantel unserer Gedanken". Geben wir acht darauf!
Insgesamt machten sich 250 Menschen mit auf den Weg, darunter viele junge und eine kleine Gruppe bestehend aus Schülern, Eltern und Lehrern des BeBe.
(Frau Wenzel)
Vielen Dank an die Organisatoren, Frau Wenzel und unsere Schüler, die erneut bewiesen, dass gerade die kurzen Momente des Innehaltens und Gedenkens große Wirkung entfalten können.
Bis zum nächsten Jahr!