Nach einer mehr als geglückten Premiere unseres ersten Schüleraustausches mit Frankreich im April dieses Jahres, als wir 13 französische Schüler und ihre Lehrerin bei uns am Bertolt-Brecht-Gymnasium zu Gast hatten, war die Vorfreude groß, im September 2023 nun endlich auch nach Frankreich zu reisen. Vor allem auf das Wiedersehen mit ihren Austauschpartnern haben sich alle Bebe-Schüler sehr gefreut. Am Morgen des 20. Septembers 2023 verabschiedeten sich alle von ihren Eltern am Dresdner Hauptbahnhof und es ging mit dem ICE zuerst Richtung Frankfurt und von dort dann per TGV weiter nach Paris. Der französische Hochgeschwindigkeitszug hat uns teilweise mit über 300 km/h befördert und so waren wir nach guten acht Stunden Fahrt auch schon da und die Wiedersehensfreude an der Pariser Gare de l’Est war groß und man hatte sich viel zu erzählen.
Am Donnerstag lernten wir dann auch unsere Austauschschule, das Lycée Auguste Renoir in Asniéres-sur-Seine, einem Vorort im Nordwesten von Paris, kennen. Eine riesige Schule mit unendlich langen Gängen, vielen Stockwerken und noch mehr Schülern als am heimischen BeBe. Nach einem gemeinsamen Frühstück wurden die letzten Details für die Woche geplant und dann ging es für die deutschen Schülerinnen und Schüler auch gleich mit in den französischen Unterricht. Viele Fächer wie Mathe oder Musik kennen wir von zu Hause. Andere Fächer waren neu, wie zum Beispiel Histoire-Géo, eine Kombination aus Geschichts- und Geographieunterricht. Nach dem Mittagessen in den Gastfamilien oder in der cantine, fand noch eine Stunde Unterricht statt, bevor sich die gesamte Gruppe zu einem deutsch-französischen Volleyballturnier trafen. Der Spaß am gemeinsamen Spielen stand dabei im Vordergrund, so dass es am Ende keinen wirklichen Gewinner (und damit auch keinen Verlierer) gab.
Am Freitag erfüllten wir uns dann einen Wunsch, nämlich einen Tag aus dem Großstadtdschungel zu entfliehen und bis ans Meer zu fahren. Per Zug ging es von Paris ins nordfranzösische Le Havre in der Normandie. Die Stadt an der Kanalküste wurde während des 2. Weltkrieges stark zerstört und im Anschluss auf eindrucksvolle, wenn auch gewöhnungsbedürftige Betonbauweise wieder rekonstruiert. Bei einem geführten Stadtrundgang erfuhren wir allerlei Interessantes über Le Havre. Zum Mittag ging es dann in ein Strandcafé direkt am Meer, wo wir die für die Region typischen Galette (herzhafte Eierkuchen aus Buchweizenmehl) und süße Crêpes zum Dessert aßen. Bei einem Ausflug ans Meer darf natürlich auch eine Bootsfahrt nicht fehlen. Dabei haben wir den Hafen erkundet, der zu einem der wichtigsten Importhäfen Europas zählt. Müde, aber mit vielen neuen Eindrücken kamen wir am Abend dann wieder in Paris an und alle freuten sich auf das Wochenende in ihren Gastfamilien, wo bereits allerlei Erkundungen in Paris und Umgebung geplant waren.
Während unsere französischen Partner am Montagmorgen zur Schule gingen, machten wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum von Paris. In der morgendlichen rush hour wahrscheinlich nicht die beste Idee. Brauchten wir doch sechs Metros, um alle von einem Ort zum nächsten zu kommen, so voll waren die Pariser U-Bahnen, dass kaum noch jemand reinpasste. Nichtsdestotrotz haben wir es bis zur Place du Trocadéro geschafft, von der aus man einen tollen Blick auf das Pariser Wahrzeichen schlechthin, den Eiffelturm, hat. Nach zahlreichen Fotos sind wir natürlich auch auf den Turm gegangen. Weil die Schlange für den Fahrstuhl zu lang war, entschieden wir uns spontan, die ersten beiden Etagen zu Fuß zu erklimmen. Nach über 600 Stufen hatten wir das Sportprogramm für den Tag absolviert und wurden mit einer tollen Aussicht auf Paris belohnt. Bis zur letzten Etage in knapp 300 Metern Höhe brachte uns dann aber zum Glück doch ein Fahrstuhl.
Nach dem Besuch des Eiffelturms hatten alle Zeit, die Stadt noch auf eigene Faust zu erkunden, bis wir uns am Nachmittag im berühmten Quartier Latin, dem Pariser Studentenviertel, zu einem Escape-Game wieder trafen. Mittlerweile waren auch die französischen Austauschpartner in die Stadt gekommen und wir freuten uns darauf, in kleinen Teams aus einer Pariser Metro, einem abgestürzten Flugzeug oder nach einem Erdbeben zu entkommen. Innerhalb einer Stunde mussten zahlreiche Rätsel gelöst werden und zwei Gruppen ist es tatsächlich auch gelungen, die Missionen erfolgreich zu bewältigen. Aber auch für die übrigen Mannschaften war es ein großer Spaß. War es für die meisten das erste Mal in einem Escape-Room, wird es wohl für keinen das letzte Mal gewesen sein. Auf jeden Fall gab es hinterher viel zu erzählen, und die deutsch-französische Gruppe, in der alle längst gute Freunde geworden waren, ließ den Abend noch gemeinsam im Pariser Zentrum ausklingen.
Plötzlich stand bereits der letzte volle Tag in Frankreich vor der Tür. Den verbrachten wir noch einmal in der Schule mit Unterrichtsbesuchen in den verschiedensten Fächern. Aber es galt auch noch unser kleines Projekt, einen Mini-Film über einen Aspekt der deutschen oder französischen Kultur, fertigzustellen. Nach dem Unterricht (das kann in Frankreich durchaus erst 18.00 Uhr oder später bedeuten) trafen sich alle im Musiksaal unserer Partnerschule, um die unterhaltsamen Videos in deutscher und französischer Sprache in gemeinsamer Runde zu schauen. Danach gab es noch ein kleines Abschiedsbuffet auf dem Schulhof, bei dem wir die Erlebnisse der Woche noch einmal Revue passieren ließen.
Schon war es an der Zeit Abschied zu nehmen. Ein letztes Mal trafen wir uns am lycée, diesmal mit gepackten Koffern. Natürlich fiel der Abschied schwer, nachdem wir eine Woche lang so viele tolle Momente zusammen verbracht hatten. Dank Instagram, TikTok oder Snapchat ist es zum Glück leicht, in Kontakt zu bleiben und einige binôme (Austauschpaare) haben bereits ein Wiedersehen geplant – schließlich trennen uns nur acht Stunden Zugfahrt voneinander.
Damit ist der erste Austausch unserer Schule zwischen Dresden und Paris Geschichte. Wir blicken aber auch in die Zukunft und freuen uns darauf, dass schon im Jahr 2024 einige unserer aktuellen Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 eine ähnlich spannende und aufregende Zeit in Dresden und Paris erleben werden.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.